Rückfallprophylaxe, Gewohnheiten, Essverhalten und Hunger-Signale neu lernen
Die sogenannte Spritzentherapie – also die Behandlung mit GLP-1-Analoga wie Semaglutid oder Tirzepatid – kann beim Abnehmen helfen, indem sie das Hungergefühl reduziert, das Sättigungsgefühl verstärkt und das Essverhalten beeinflusst. Doch so vielversprechend diese Medikamente auch sind: Langfristiger Erfolg braucht mehr als eine Spritze. Sobald die Therapie beendet oder ausgeschlichen wird, zeigt sich, wie gut neue Gewohnheiten wirklich verankert wurden.
Rückfallprophylaxe – warum viele wieder zunehmen
Studien zeigen, dass viele Menschen nach dem Absetzen der GLP-1-Therapie wieder an Gewicht zunehmen – teilweise sogar bis zum Ausgangsgewicht.¹ Die Gründe sind vielfältig:
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Das frühere Essverhalten wurde nicht ausreichend verändert.
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Die biologische Gegenregulation des Körpers (z. B. durch vermehrten Hunger) setzt ein.
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Emotionale oder stressbedingte Essmuster wurden nicht bearbeitet.
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Es fehlen stabile Strukturen im Alltag und beim Essen.
Rückfallprophylaxe bedeutet deshalb: sich frühzeitig mit dem Danach zu beschäftigen. Denn nachhaltiger Erfolg basiert nicht auf einem Medikament, sondern auf neuen Strategien im Kopf und im Alltag.
Gewohnheiten statt Disziplin
Aus verhaltenspsychologischer Sicht ist klar: Was wir wiederholt tun, verankert sich – besonders dann, wenn es leicht in den Alltag passt. Der Schlüssel zur Stabilisierung liegt also weniger in Disziplin, sondern in der bewussten Etablierung neuer Ess- und Lebensgewohnheiten, z. B.:
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Regelmäßige Mahlzeiten, um Heißhunger vorzubeugen
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Bewusstes Essen ohne Ablenkung, um Sättigung wahrzunehmen
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Bewegung im Alltag – nicht als Ausgleich, sondern als Selbstfürsorge
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Planung und Struktur, z. B. durch Wochenpläne oder Essensvorbereitung
Essverhalten achtsam neu erlernen
Während der Spritzentherapie wurde der Appetit oft pharmakologisch gedämpft. Nach der Therapie kehrt das ursprüngliche Hungergefühl zurück – manchmal sogar verstärkt. Wichtig ist jetzt, neu hinzuspüren:
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Wann habe ich echten körperlichen Hunger?
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Woran erkenne ich angenehme Sättigung – nicht Völlegefühl?
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Welche Emotionen führen bei mir zu Essverlangen – und welche Alternativen habe ich?
Ein achtsamer Umgang mit Essen und sich selbst hilft, emotionale oder unbewusste Essmuster früh zu erkennen und zu verändern.
Tools zur Stabilisierung
Ernährungstherapie kann in dieser Phase eine entscheidende Unterstützung sein. Hier einige bewährte Tools:
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Ernährungstagebuch führen, um Muster sichtbar zu machen
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Portionsgrößen-Orientierungen (z. B. Handmaß, „gesunder Teller“)
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Hunger-Skalen zur Einschätzung von Hunger und Sättigung
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Kognitive Übungen, z. B. zur Zielausrichtung, Selbstmotivation oder zum Umgang mit Rückschlägen
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Soziale Unterstützung – durch Mitmenschen, Coaching oder Therapie
Fazit
GLP-1-Medikamente können ein Türöffner für einen neuen Lebensstil sein – doch langfristige Veränderungen entstehen nicht durch das Medikament allein. Mit neuen Gewohnheiten, achtsamem Essverhalten und einem stabilen Alltag können Sie Ihr Gewicht dauerhaft stabilisieren und sich wieder wohl in Ihrem Körper fühlen.
Wenn Sie Unterstützung bei der Rückfallprophylaxe wünschen, sprechen Sie uns – die qualifizierten Ernährungsfachkräfte von The Body Clinic – gerne an. Wir begleiten Sie mit Fachwissen und individueller Beratung auf Ihrem Weg zu langfristigem Erfolg.
Quellen: